Das awarische Gräberfeld von Leobersdorf
Historische Stätte
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Ein kleiner Friedhof der Awaren erzählt dank der reichlichen Grabbeilagen viel vom Alltag des frühmittelalterlichen Reitervolks.
Die Awaren waren Steppenreiter, die ab 568 n. Chr. die Siedlungsgebiete der ostgermanischen Langobarden – das Karpathenbecken mitsamt seinem Ausläufer des Wiener Beckens – übernahmen. Offiziell war die Enns die Westgrenze ihres Machtbereichs. Im beginnenden 9. Jh. ging das awarische Khaganat (dieser Begriff ist vergleichbar mit „Kaiserreich“) in Folge gezielter Feldzüge Karls des Großen unter.
Das Gräberfeld in Leobersdorf
Leobersdorf gehört mit seinen 171 Individuen zu den kleineren der archäologisch ergrabenen Bestattungsplätzen der Awaren. Er gehörte wohl zu einer nur kleinen Siedlung. Von verstreuten Einzelgräber der Frühzeit abgesehen waren die Gräber wie üblich grob in Reihen angelegt. Die Frauen waren im Mittel 160 cm, die Männer 170 cm groß. An den Skeletten zeichneten sich verschiedene Erkrankungen ab – von Gelenksarthrosen zu Stoffwechselerkrankungen. Verletzungen, die von Kampfhandlungen herrühren, konnten nicht nachgewiesen werden.
Reichhaltige Grabbeilagen
Wie auf anderen awarischen Gräberfeldern wurde auch den Toten in Leobersdorf Ausstattung in Form von Trachtbestandteilen, Waffen, Geräten und weiteren Objekten des täglichen Bedarfs mitgegeben. Bei den Speisebeigaben unterscheiden sich die Bestattungsplätze allerdings, in Leobersdorf wurden vor allem Rinderteile mit ins Grab gegeben. Viele Gräber erbrachten Hinweise auf hölzerne Einbauten, die jedoch aufgrund der Erhaltungsbedingungen kaum genauer beschrieben werden können. Im besten Fall sind eiserne Sargklammern erhalten. Bei manchen der Toten weist die Körperhaltung darauf hin, dass sie fest (vielleicht in ein Tuch) eingewickelt bzw. verschnürt niedergelegt wurden.
Die Auswertung des Gräberfeldes von Leobersdorf verfeinerte das Verständnis bezüglich der Mode-Entwicklungen und somit der Chronologie der Awaren und lieferte damit einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Awarenforschung.
Tipp: Über die Awaren in Leobersdorf informiert das Leobersdorfer LEUM (Lichtmuseum und mehr)