Erbe der Steinzeit
Merkliste aufrufen merkenZu Jägern und Sammlern und den ersten Bauern: In Niederösterreich finden sich zahlreiche Ausgrabungsstätten und Orte, wo man der Steinzeit nachspüren kann.
In Niederösterreich wurde nicht nur mit der Venus von Willendorf das österreichweit berühmteste Artefakt aus der Steinzeit gefunden, sondern auch eine der ältesten Wohnstätten Mitteleuropas und die älteste Säuglingsbestattung der Welt. Ein Streifzug zu spannenden Fundorten und Museen.
Es ist kein Zufall, dass gerade in Niederösterreich über 50 Prozent der bisherigen altsteinzeitlichen Funde Österreichs gemacht wurden. Zu den Eiszeiten war nämlich der Alpenraum vergletschert und somit unbewohnbar. Nur an den Rändern, vor allem nördlich der Donau, konnten die Menschen damals jagen, sammeln und siedeln. Am Ufer der Donau und nördlich davon liegen deshalb auch die bedeutendsten Fundstätten aus der Altsteinzeit (ca. 300.000 bis 10.000 v. Chr.) und Mittelsteinzeit (ca. 10.000 bis 5.500 v. Chr.). Auch aus der Jungsteinzeit (ca. 5.500 bis 2.200 v. Chr.) konnten in Niederösterreich wertvolle Fundstücke geborgen werden. Wir empfehlen im die spannendsten Fundstellen und Museen, in denen man Fundobjekte aus der Steinzeit besichtigen kann.
Die Gudenushöhle
Die am Zusammenfluss von Großer und Kleiner Krems gelegene Gudenushöhle wurde vor 70.000 Jahren von einer Gruppe von Neandertalern frequentiert und ist damit eine der ältesten Wohnstätten Mitteleuropas. Viele Jahrtausende später schlugen auch moderne Menschen hier ihr Lager auf. Zu den Funden, die im MAMUZ Asparn an der Zaya und im Naturhistorischen Museum Wien zu besichtigen sind, gehören zahlreiche Steingeräte wie Kratzer, Stichel und Bohrer, knöcherne Nähnadeln sowie eine Knochenpfeife, der sich noch heute schrille Pfeiftöne entlocken lassen.
Der Kremser Wachtberg
Am Wachtberg, einer Anhöhe nördlich der Altstadt von Krems, stößt man bei Grabungsarbeiten immer wieder auf Knochen, Holzkohle und Steingeräte aus der Altsteinzeit. 2005 fand man hier die Reste zweier neugeborener Babys, die vor 32.000 Jahren unter einem Mammutschulterblatt bestattet wurden – das weltweit älteste Grab dieser Art.
Schletz im Weinviertel
Schletz war einst ein Zentrum der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der sogenannten Linearbandkeramischen Kultur um etwa 5.500 bis 4.900 v. Chr. Seine europaweite Bekanntheit verdankt der Fundort allerdings der Entdeckung von etwa 300 menschlichen Skeletten, bei denen es sich um die Überreste des derzeit ältesten Schlachtfeldes Europas handelt. Ein Teil der Funde ist im Urgeschichtemuseum MAMUZ im nahen Asparn an der Zaya ausgestellt.
Die berühmteste Venus
Die Venus von Willendorf – eine mit üppigen Formen ausgestattete, rund 11 cm große und knapp 30.000 Jahre alte Frauenstatuette – ist Österreichs bekanntestes archäologisches Fundstück und hat den kleinen Wachauer Ort Willendorf weltberühmt gemacht. Am selben Fundort, an dem neun Kulturschichten und darin Reste mehrerer altsteinzeitlicher Lagerplätze nachgewiesen worden sind, wurden noch zwei weitere Frauenstatuetten (Venus II und Venus III) gefunden. In Willendorf informiert das Venusium Museum über die Ausgrabungen. Das Original der Venus von Willendorf befindet sich im Naturhistorischen Museum Wien.
Die älteste Venus
Noch älter als die Venus von Willendorf ist jene vom Stratzinger Galgenberg. Das Alter der aus grünen Amphibolitschiefer geschaffenen Statuette, die vom Volksmund Fanny vom Galgenberg genannt wird, wurde auf 32.000 Jahre datiert – die Figur gilt damit als ältestes Kunstwerk Österreichs. Am Ausgrabungsort führt ein Eiszeitwanderweg rund um den Galgenberg und in die Steinzeit. Die Original-Figur ist ebenfalls im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt, eine Kopie kann man im museum krems unweit der Fundstelle betrachten.
In die Urzeit eintauchen: MAMUZ
Das MAMUZ auf Schloss Asparn/Zaya ist Niederösterreichs erste Adresse, wenn es um die heimische Urgeschichte geht. Im Museum werden Lebenswelten vom Zeitalter der Mammutjäger vor rund 40.000 Jahren bis zum Frühmittelalter auf beeindruckende Weise dargestellt. Vor allem dank der in Originalgröße rekonstruieren Modelle von Wohnstätten aus der Urzeit hat sich das Museum zu einem einzigartigen Ausflugsziel entwickelt. Als Ergänzung werden im MAMUZ Museum Mistelbach jährlich wechselnde historische Highlight-Ausstellungen gezeigt.
Das Stillfried-Zentrum der Urzeit
Stillfried an der March zählt zu den bedeutendsten Ausgrabungsstätten Österreichs. Im Zuge der archäologischen Arbeiten, die seit 1874 durchgeführt werden, wurden Spuren menschlicher Behausungen von der Steinzeit bis zur Gegenwart ans Tageslicht gebracht. Ausgesuchte Objekte der Grabungen werden im Stillfried-Zentrum der Urzeit präsentiert.
Urgeschichte am Heldenberg und in Nußdorf
Am Heldenberg ist eine europaweit einzigartige Rekonstruktion einer jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlage und eines Dorfes aus derselben Zeit zu besichtigen. Das Urzeitmuseum in Nußdorf ob der Traisen mit seinem originalgetreu gestalteten Mammut vor dem Eingang präsentiert die wichtigsten Funde aus dem Traisental. Und das Museum für Ur- und Frühgeschichte in Wieselburg zeigt Funde aus der Zeit der frühen Jungsteinzeit bis zum Ende des Frühmittelalters.