Das Kriegsgefangenenlager in Purgstall an der Erlauf
Historische Stätte
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Die enorme Anzahl an Gefangenen machte es während des Ersten Weltkriegs nötig, erstmals eigene Lager für sie zu errichten. Eines davon befand sich in Purgstall an der Erlauf.
Dank der Aufmerksamkeit eines Anwohners konnten in Purgstall an der Erlauf im Vorfeld von Baumaßnahmen Teile des ehemaligen k. u. k. Kriegsgefangenenlagers aus dem Ersten Weltkrieg archäologisch untersucht werden. Es fanden sich die Fundamente von vier Gefangenenbaracken, die – anders als die betonierten Baracken aus dem Zweiten Weltkrieg – reine Pfostenbauten aus Holz waren. Die Baracken maßen jeweils ca. 20,70 m in der Länge und ca. 10,40 m in der Breite. Ein flacher Graben zwischen den Gebäuden hatte wahrscheinlich als Drainage gedient.
Das Leben im Gefangenenlager
Das Kriegsgefangenenlager in Purgstall wurde im April 1915 errichtet, es umfasste eine Fläche von 50 ha und konnte 24.500 Gefangene aufnehmen. Lager wie dieses waren notwendig geworden, da die bis zu diesem Zeitpunkt übliche Unterbringung von Kriegsgefangenen in militärischen Unterkünften, Kasernen oder Festungen aufgrund ihrer großen Zahl nicht mehr möglich war. Es entstanden ganze Barackenstädte, in denen nicht nur die Gefangenen wohnten, sondern auch die Infrastruktur zur Versorgung und bürokratischen Verwaltung untergebracht war. Es gab auch Werkstätten, in denen die Gefangenen einfache Gebrauchsgüter erzeugten. In der Haager Landkriegsordnung, dem Vorgänger der Genfer Konvention, waren die Bedingungen der Kriegsgefangenschaft genau geregelt. Offiziere waren privilegiert, sie mussten nicht wie die Mannschaften arbeiten und hatten sogar Anspruch auf Diener. Mannschaften durften nicht für Kriegsanstrengungen gegen ihre Heimat, z. B. in der Rüstungsindustrie, eingesetzt werden. Eine besondere Herausforderung stellte der Schutz vor Krankheiten und Seuchen dar, weshalb großer Wert auf Hygiene gelegt wurde.
Vom Gefangenenlager zur Sommerfrische
Nach dem Krieg wurden in Purgstall die Baracken großteils abgerissen, doch errichtete man auf den Fundamenten mit dem Baumaterial mehrere zweigeschossige Wohnhäuser für die Sommerfrische-Siedlung „Schauboden-Föhrenhain“, in der sich in den 1920er Jahren eine eigene Sport- und Freizeitkultur entwickelte.
Tipp: Der vier Kilometer lange „Weg des Friedens“ führt durch das damalige Lagergelände und informiert über das Leben der Gefangenen.