Die Gudenushöhle: Eine der ältesten Wohnstätten Mitteleuropas
Historische Stätte
Merkliste aufrufen merkenBeschreibung
Die Höhle im Kremstal wurde vor 70.000 Jahren von einer Gruppe von Neandertalern frequentiert und zählt außerdem zu den bedeutendsten steinzeitlichen Fundplätzen Mitteleuropas.
Die Gudenushöhle liegt im Kremstal am Zusammenfluss von Großer und Kleiner Krems. Sie ist eine sogenannte Durchgangshöhle mit drei Eingängen, die durch Auswaschung entlang einer Felskluft geformt wurde. Heute liegt sie etwas mehr als sieben Meter über dem Normalwasserstand am Fuß einer Felswand direkt unterhalb von Burg Hartenstein. Die Höhle weist eine Gesamtlänge von etwa 30 m auf, der Gang ist heute circa 4 m breit und 3,7 m hoch. Ursprünglich war der Felsboden mit einer dicken Sedimentschicht bedeckt, die aber bei den archäologischen Ausgrabungen schrittweise abgetragen wurde.
Rastplatz der Neandertaler
Die frühesten Ausgrabungen in der Gudenushöhle fanden bereits um 1883 statt, doch erst 1908 erfolgte eine erste genauere Aufarbeitung durch Henri Breuil und Hugo Obermeier, einem der Entdecker der Venus von Willendorf. Die letzten Sedimente wurden schließlich 1976 untersucht und entfernt.
Die älteste Kulturschicht ist etwa 70.000 Jahre alt und stammt von Neandertalern, die offenbar immer wieder die Höhle als Rastplatz aufsuchten. Neben Knochenresten und Holzkohle fanden sich typische Faustkeile und Abschläge.
Funde aus der Altsteinzeit
Die Gudenushöhle ist eine der ältesten bekannten Fundstellen menschlicher Artefakte in Niederösterreich. Ähnlich alte Funde wurden nur beim Gudenus-Felsdach, etwa 30 m südlich der Höhle, dem Teufelsrast-Felsdach im Kremstal und in der untersten Schicht von Willendorf entdeckt.
Wenig bekannt ist, dass in der Gudenushöhle nicht nur Neandertaler, sondern viele Jahrtausende später auch moderne Menschen während der Altsteinzeit ihr Lager aufschlugen. Aus dieser etwa 19.000 bis 12.000 Jahre alten Schicht stammt unter anderem ein röhrenförmiger Behälter aus einem Adlerknochen mit der gravierten Zeichnung eines Rentiers. Neben zahlreichen Steingeräten wie Kratzer, Stichel und Bohrer fanden sich auch knöcherne Nähnadeln sowie eine Knochenpfeife, der sich heute noch schrille Pfeiftöne entlocken lassen.
Tipp: Die Funde aus der Gudenushöhle befinden sich unter anderem im MAMUZ Asparn an der Zaya und im Naturhistorischen Museum Wien.