Hard – dörfliches Leben und Herrschaft im Mittelalter
Historische Stätte
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Hard ist die einzige mittelalterliche Wüstung Österreichs, die vollständig ergraben worden ist. Dementsprechend detailliert erzählen die Funde vom Leben im Mittelalter.
Die Wüstung (eine aufgegebene Siedlung) Hard bei Thaya wurde von 1977 bis 1999 durch archäologische Ausgrabungen unter Fritz Felgenhauer und seiner Ehefrau Sabine Felgenhauer-Schmiedt untersucht. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Grabung war, dass die mittelalterliche Siedlung Hard in zwei Schritten entstanden ist.
Die ältere Siedlung
Erstmals wurde Hard in der Prima Fundacio, einem Zehentverzeichnis des ausgehenden 13. Jhs. erwähnt. Beim älteren Hard (Kleinhard) des 12. und 13. Jhs. handelt es sich um ein 24 x 8 m großes Steinhaus, bestehend aus einem Saal und einem mehrgeschossigen Turm. Es wurde wohl von einem Gefolgsmann des Edelfreien Herrn von Raabs errichtet. Der Saal wurde unter anderem von einem Schmied genutzt. Durch Pollenanalysen wurden Waldlichtungen für Ackerbau und Viehzucht nachgewiesen.
Die neuere Siedlung
Als das Steinhaus um 1240 verlassen wurde, entstand etwa 100 Meter südlich davon ein Sackgassendorf. Die zehn Häuser standen sich in zwei Zeilen giebelseitig gegenüber. Am Südende lag ein Dorfplatz mit einer Quelle, an den ein Herrenhof anschloss. Die Bauernhäuser waren Holzbauten auf trocken gemauerten Steinfundamenten. Sie waren zweiräumig (Wohnspeicherbauten), dreiteilig mit zentralem Eingangsraum oder mit einem zugebauten Stall angelegt. Geheizt und gekocht wurde auf einer ebenerdigen Herdstelle oder einem Kuppelofen. Funden zufolge arbeitete in einem der Häuser ein (Huf-)Schmied.
Der Herrenhof mit eigenem Brunnen war von einem seichten Graben umgeben und an drei Seiten bebaut. Die ebenerdigen Geschosse wurden hauptsächlich für Wirtschafts-, die oberen für Wohnzwecke genützt. Die Bewohner standen sozial zwischen Bauern und niederem Adel. Dies zeigen auch die Funde, die auf einen gehobenen Wohnstil, Schreibtätigkeit und Freizeitgestaltung hinweisen. Ob die Bewohner den Babenbergern, Hirschbergern oder den Grafen von Plain-Hardegg untertan waren, ist unklar. Im Laufe des 14. Jhs. wurde das Dorf von den Bewohnern aufgegeben. Auch weitere benachbarte Ortschaften wurden verlassen, wohl um größere, wirtschaftlich besser nutzbare Waldgebiete zu schaffen.