Dreifaltigkeit des Wienerwalds: Klöster, Kaiser, Künstler

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Fit auf dem Rad und inspiriert in den Pausen – wir haben ein Best-of Natur und Kultur für Sie!

Warum gerade der Wienerwald seit Hunderten von Jahren Sitz von Kaisern, Adelshäusern und Klöstern und Anziehungspunkt für zahllose Künstler:innen ist? Die Antwort liegt auf dem Weg durch diese inspirierend ursprüngliche Natur, in der man immer wieder staunend stehen bleibt.

Seien wir uns ehrlich: In eine Landschaft einzutauchen, die beinahe kitschig anmutet, danach dürstet das Herz! Ja, hier will man sich bei den Radelstopps Zeit nehmen. Zeit, die außergewöhnliche Artenvielfalt im Laubwald des Biosphärenparks einzusaugen oder dem Gregorianischen Choral im Stift Heiligenkreuz zu lauschen. Zeit, im Schloss Laxenburg in kaiserliches Flair einzutauchen oder in Hinterbrühl dem Lebensgefühl des Biedermeiers nachzuspüren. Dazwischen fährt man auf der knapp 60 Kilometer langen Klöster Kaiser Künstler Tour vorbei an einer sonnenverwöhnten Riedellandschaft, riecht die Schirmföhren des Naturparks Föhrenberg und lauscht dem Rauschen der Schwechat. Oh Herz, was willst du mehr?!

#1 Kaiserstadt Baden

Bereits Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) wusste um die bedeutende Rolle der heilenden Quellen und nannte die Siedlung „Aquae“, auf Deutsch „Bäder“. Gut 1.800 Jahre später erkor Kaiser Franz II (I) Baden zu seiner jährlichen Sommerresidenz und so wurde sie alsbald zum bedeutsamen Kurort der Oberschicht. Seit 2021 zählt Baden zum UNESCO Welterbe "Great Spa Towns of Europe“. Auch sonst lässt es sich hier mit einem reichen kulturellen und kulinarischen Angebot ganz kaiserlich an.

#2 Arnulf Rainer Museum

Der 1929 in Baden geborene Künstler Arnulf Rainer erlangte vor allem für seine Übermalungen internationale Berühmtheit. Da ist es nur stilecht, dass das ihm gewidmete Museum im ehemaligen Frauenbad Einzug gefunden hat. Denn der 1821 von Charles de Moreau im französischen Klassizismus entworfene Bau wurde 2009 technisch und vor allem auch ästhetisch an die Bedürfnisse eines zeitgenössischen Museums angepasst (wenn auch nicht übermalt) und ist innen wie außen allemal sehenswert!

#3 La Gacilly Baden Photo Ausstellung

La Gacilly ist eine Stadt in der Bretagne in Frankreich, in welcher jedes Jahr das größte Outdoor-Fotofestival Europas stattfindet. Ja, und was hat das jetzt mit Baden bei Wien zu tun, werden Sie sich fragen. Ganz einfach: Die Schau wird im jeweiligen Folgejahr auch in Baden gezeigt. Etwa 2.000 großformatige Bilder internationaler Künstler:innen sind auf der etwa 7 Kilometer langen Festivalstrecke auf Plätzen, in Straßen, Innenhöfen und Parks zu bewundern. Und das von Juni bis Oktober bei freiem Eintritt!

#4 Beethovenhaus: modernes Hörlabor

„Haus der Neunten“ wird das Beethovenhaus im Volksmund auch genannt. Soll hier doch der größte Teil des berühmtesten Werks Ludwigs van Beethoven entstanden sein: die Neunte Symphonie. Und neben vielen interessanten Ausstellungsstücken ist es vor allem das neu integrierte Hörlabor, das den Besucher:innen eine eindrückliche Vorstellung davon gibt, wie Beethoven seine Musik noch gehört haben mag. Außerdem kann dort auch auf ganz besondere Weise dem Phänomen Klang nachgespürt werden.

#5 Poetische Momente im Helenental

Ob beim (unter anderem von Peter Alexander!) besungenen „Ich kenn ein kleines Wegerl im Helenental“ der Helentalradweg gemeint ist, sei dahingestellt. Gewiss ist: Dieser wie jener Weg führt bei der Klöster Kaiser Künstler Tour durch eine wunderbar naturbelassene Landschaft, die einem durchaus ein Lied auf die Lippen zaubert. Ganz fidel wird der Tag, wenn man etwa mit Blick auf eine der Burgruinen rastet, das Stift Heiligenkreuz besucht, in der Augustiner- oder der Krainerhütte einkehrt oder ganz einfach die hitzigen Radler:innenfüße in die kühlende Schwechat hält.

#6 Karmel Mayerling

Hier also fand es statt: Das geschichtsträchtige Ereignis vom 30. Jänner 1889, als Kronprinz Rudolf und seine Geliebte Mary Freiin Vetsera den Tod fanden. Ob dabei Mord oder Selbstmord im Spiel war, darüber scheiden sich bis heute die Geister. Um eben jene ruhen zu lassen, ließ Vater Kaiser Franz Josef das ehemalige Jagdschloss alsbald in ein Karmeliterinnenkloster umbauen. Besichtigen, samt geschändetem Prunksarg der Mary Vetsera, kann man dieses unter Führung der Ordensschwestern höchstpersönlich.

#7 Chartstürmer im Stift Heiligenkreuz

„Ora et labora“ – „Bete und arbeite“ – heißt es seit fast 900 Jahren für die Mönche der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz. Dass das „Ora“ hier besonders gerne in Form des Gregorianischen Chorals von den Brüdern gepflegt wird, weiß man spätestens, seit sie es mit ihren Gesängen weltweit in die Pop-Charts schafften. Es lohnt jedoch, sich diese emotionale Form des Gebets live vor Ort anzuhören und dann noch im romanisch-gotischen Kreuzgang den Tönen nachzuhören.

#8 Hinterbrühl

Am Brunnen vor dem Tore/ Da steht ein Lindenbaum/ Ich träumt in seinem Schatten/ So manchen süßen Traum. Der Ursprung dieses wohl berühmtesten Liedes von Franz Schubert findet sich der Legende nach in der Höldrichsmühle in Hinterbrühl. Und auch sonst übte dieser Ort eine besondere Anziehungskraft auf Maler und Komponisten aus. Schon Richard Wagner, Ferdinand Georg Waldmüller oder Ferdinand Raimund wussten um die umgebenden Naturschönheiten wie die Seegrotte oder die eindrücklichen Baumriesen.

#9 Landschaftspark Liechtenstein – Burg Liechtenstein

Ja, es ist ein kleiner Umweg. Und ja, Sie müssen dafür das Rad kurz Rad sein lassen. Denn Amphitheater, Dianatempel, Römerwand oder eine ganze Liste anderer an die Antike angelehnter Bauten kann man nur zu Fuß im Landschaftspark Liechtenstein erkunden. Wie für den Anfang des 19. Jahrhunderts üblich, legte Johann I von und zu Liechtenstein hier einen Park an, der mit seinen künstlichen Ruinen und Burgnachbauten geradezu märchenhaft anmutet. Die Burg Liechtenstein selbst jedoch ist mit ihren beinahe 900 Jahren noch großteils originalgetreu und absolut besichtigungswürdig! Und wer doch lieber am Rad bleibt, kann den schönsten Blick auf die Burg auch kurz nach Mödling vor dem Thermenradweg erhaschen.

#10 Schloss Laxenburg

Wie man seine Romantik auslebt, wenn man Kaiser ist, und gleichzeitig die Größe und die lange Geschichte der eigenen Dynastie einmahnen will? Man baut sich einfach eine Ritterburg! So geschehen vor mehr als 200 Jahren unter Kaiser Franz. Inmitten eines idyllischen Schlossteichs in einem von romantischen Pavillons bestückten Park ließ er sich ein „Gartenhaus in Gestalt einer gothischen Burgveste“ bauen. Also am besten kurz vom Rad steigen und ganz kaiserlich lustwandeln, eine Bootsfahrt machen und die aus dem ganzen Reich zusammengetragenen kunsthistorisch wertvollen Bauteile und Schätze aus Schlössern und Klöstern bewundern.