Die guten neuen Zeiten
Merkliste aufrufen merkenVon Goaß-Kino bis Sautanz – wie die junge Generation ihren Betrieb in die Zukunft führt.
Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet. Nach diesem Motto handeln viele Jungunternehmer in der Region und führen den elterlichen Betrieb so mit Gewinn in eine neue Ära.
Gar nicht so leicht, so ein Generationenwechsel. Auf der einen Seite sind da die Seniors mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und einem genauen Gespür, was gut ist für den Betrieb. Auf der anderen Seite die Juniors, die eine andere Perspektive und nicht weniger Motivation mitbringen, wobei sie den Praxistest erst noch bestehen müssen. Im besten Fall ist der Übergang kein harter Schnitt, sondern ein längerer Prozess, in dem beide Seiten vom Austausch profitieren und voneinander lernen.
Werfen wir einen Blick auf einige besonders erfolgreiche Beispiele aus der Region, bei denen Innovation und kreative Ideen zu etwas ganz Eigenem geführt haben.
Wenn das mal kein geglückter Generationenwechsel ist: Kerstin Kirnbauers Eltern haben noch einen traditionellen Mostheurigen betrieben. Sie selbst hatte eine andere Vision, einen Foodtruck, aus dessen Fenster regionale Köstlichkeiten gereicht werden. Seit 2016 bietet sie in ihrem bunten Päuschen-Foodtruck ein abwechslungsreiches Angebot von frisch und mit Liebe zubereiteten Speisen. Morgens geht es los mit einem Frühstücks-Kisterl mit Hummus, Müsli oder einer Eierspeis, es folgen Päuschen-Burger, Raclette Käsebrot oder Ofenerdäpfel mit Tofu. Den Nachmittag kann man sich mit Topfenknödeln versüßen und zum Feierabend darf es gerne ein Achtel Prigglitzer sein. Oder wie wäre es mit einem Päuschen-Kisterl für zwei, mit Bratwürstel und Käsevariation? Zu Kerstins Konzept gehört außerdem das ganzjährig geöffnete Päuschen-Häuschen mit fantastischem Blick auf die umliegende Landschaft. Egal, ob mobiler Truck oder Häuschen: Mehrheitlich kommen die Produkte vom Bauernhof von Kerstins älterem Bruder, der Rest von Produzenten aus der Region.
Eine andere Richtung wollte auch Michael Mandl einschlagen. Seine Eltern begannen mit der Ziegenzucht, als er selbst noch ein Kind war. Daraus wurde über die Jahre ein Betrieb mit rund 300 Tieren – und jeder Menge Innovation im Gepäck. Da ist das Goaß-Kino, ein großzügiges Fenster im Hofladen samt Sitzgelegenheit, von wo aus man das Treiben der Tiere beobachten kann. Auch die Idee des Ziegenpanoramas stammt von Michael, das einen Einblick in die Lebenswelt seiner Tiere bietet. Artgerechte Haltung ist für den Niederösterreicher ein Herzensthema, ebenso wie Nachhaltigkeit, dafür gab es den Österreichischen Klimaschutzpreis in der Kategorie Landwirtschaft. Wie gut es den Tieren von Mandl’s Ziegenhof geht, schmeckt man. An den Ziegenkäsebällchen oder den Frischkäserollen beispielsweise, dem Ziegengrillkäse oder dem Ziegenjoghurt, alles produziert in der hofeigenen Käserei. Kaufen kann man die Produkte im Hofladen – und anschließend im Goaß-Kino verweilen.
Dass auf dieser Heurigenkarte vegane und laktosefreie Gerichte stehen, kann man als Beweis sehen, dass sich hier zwei Gedanken um die Zukunft machen. Schon seit rund fünfzig Jahren produziert die Familie Simon Most, reinsortig oder als Cuvée, und bietet eigene Erzeugnisse im Heurigen an. 1968 standen gerade mal drei Gerichte auf der Karte. 2020 haben die Juniors Michael und Christoph als dritte Generation das Ruder im Simon Genuss Heuriger übernommen. Damit einhergehen viele neue Ideen. Da wären Führungen durch den Obstgarten, ein Onlineshop mit hochwertigen Produkten wie reinsortiger Bioapfelsaft. Und als Update der klassischen Brettljause ein Heuriger-Burger.
Ausgerechnet in Kärnten kam Christoph Ungersböck auf den Geschmack von Käse beziehungsweise dessen Herstellung. Zurück im heimatlichen Außeraigen fasste er den Entschluss, dem elterlichen Betrieb eine neue Richtung zu geben. Gesagt, getan: Heute ist die Bergkäserei bekannt für ihre hochwertigen Käseprodukte. Die Heumilch für Sauerrahmbutter, Topfen und Joghurt kommt von den zwei gefährdeten Rassen Pustertaler Sprinzen und Tiroler Grauvieh. Aus der Milch der Steirischen Schneckenziegen wiederum entstehen Frischkäse und Topfen. Kaufen kann man all das im Hofladen, ebenso wie Eier, Marmelade, Erdäpfel, Bauernbrot, Honig und Bier. Der von den Ungersböcks produzierte Dinkel, Weizen und Roggen kann im Laden frisch zu Mehl gemahlen werden. Grauvieh-Würstel, Speck und Braten gibt es auch, und zwar direkt vor Ort in der Jausenstation. Etwas ganz Besonderes ist der jährlich stattfindende Sautanz, ein Schlachtfest mit buntem Programm und jeder Menge Frischfleisch zu verkosten.