Gegensätze ziehen sich an
Merkliste aufrufen merkenHier trifft Geschichte auf Gegenwart und die klassischen Sehenswürdigkeiten der Wachau auf neu Entstandenes: Entdecken Sie beide Seiten der Region.
Weltkulturerbe, Wahrzeichen, Geschichte – gewiss zeichnet all das die Wachau aus. Doch wo weht daneben auch frischer Wind durch die Landschaft an der Donau? Wir stellen legendäre Klassiker und neue Orte vor – und zeigen, dass diese Must-Sees kein Gegensatz sind, sondern zusammen das, was den Reiz dieses Donauabschnittes ausmacht.
Immer der Nase nach
Blau und unübersehbar ragt der Glockenturm in Dürnstein in die Höhe: Lange war seine Farbe umstritten, heute gilt er als klassisches Wahrzeichen der Wachau. Das Barockstift, zu dem er gehört, steht offen für Besichtigungen. Die neu gestaltete Ausstellung, in der man auch die Hintergrundgeschichte zum Streit rund um das Blau des Turms erfährt, führt in Räume, die erst seit einigen Jahren zugänglich sind. Werfen Sie unbedingt auch einen Blick von oben auf das Stift und sehen Sie, wie harmonisch es sich in die mittelalterliche Stadt an der Donau einfügt! Dann rauf zur Burgruine: Die herrliche Aussicht weit ins Donautal belohnt für den sportlichen Aufstieg.
Der Duft von frischen Wachauer Laberln lockt danach wieder nach Dürnstein hinunter: Die Bäckerei Schmidl stellt das resche Gebäck in Handarbeit und immer noch nach dem gut gehüteten Originalrezept her. Genießen Sie es mit einem Achterl Wein! Die Wachauer Rieslinge sind schließlich weltberühmt – vielleicht deshalb, weil die Winzer:innen hier eine besonders gute Nase haben? Auf die Suche nach der typischen Wachauer Nase machte sich das Künstlerkollektiv Gelitin: Nach einem Nasen-Casting fertigte die Gruppe Gipsabdrücke der Riechorgane an und baute eine vier Meter hohe Nasenskulptur bei der Fähranlegestelle St. Lorenz. Die Gelitin-Nase wurde anfangs kontrovers diskutiert, zumindest warf sie Fragen auf: Liegt hier ein Riese am Donaustrand begraben, von dem nur der Riecher aus dem Boden schaut? Mittlerweile ist sie insgeheim ebenso ein Wahrzeichen wie der Dürnsteiner Glockenturm – und wenn man den Nasenrücken erklimmt, eröffnen sich neue Perspektiven auf die Landschaft und die Donau.
Schöne Aussichten
Hoch über der Donau liegt die Ruine Aggstein: Die berühmteste Raubritterburg des Landes. Sie wurde im 12. Jahrhundert errichtet und bis heute ranken sich wirklich wilde Geschichten um sie. Den Blick hinunter ins Donautal wussten bereits im Mittelalter die Kuenringer zu schätzen. Sie kamen zu Reichtum, weil sie aus der Höhe Schiffe erspähten und hohe Zölle für eine freie Durchfahrt auf der Donau forderten.
Berühmt-berüchtigt ist die Sage vom Rosengärtlein: Wer nicht zahlen konnte, wurde auf diesen Felsvorsprung gesperrt und musste zwischen Verhungern oder dem Sprung in die Tiefe wählen. Heute sind die gruselige Vergangenheit und insbesondere die spektakuläre Aussicht nicht nur für Kinder ein Grund, hierher zu kommen. Auf der Aggstein wird auch gerne geheiratet. Sagen begleiten auch den Wanderweg auf den 671 Meter hohen Seekopf bei Rossatz. Hier sollen sieben Männer das Treiben von Hexen beobachtet haben und deshalb in Stein verwandelt worden sein – Steinmännchen am Weg zeugen noch heute davon. Man kann sich aber auch nur auf den leicht begehbaren, schönen Weg konzentrieren: Nach Serpentinen erreicht man die Aussichtswarte am Gipfel mit einem unvergleichlichen Rundumblick. Hier oben weht auch im übertragenen Sinn frischer Wind: Das Architekturduo Eldine Heep und Klemens Schillinger hat hier einen neuen Aussichtsturm aus Stahlgerüst mit Holzverkleidung gestaltet.
Ein Hafen für die Kunst
Rund 25.000 Einwohner zählt Krems, dazu kommt täglich eine beachtliche Zahl an Besucher:innnen. Kein Wunder, gibt es beim Spaziergang durch die Altstadt und den Stadtteil Stein doch viel zu erkunden. Krems und Stein wurden zusammen mit der Wachau als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Allein die Zahl der Kirchtürme beeindruckt! Sehenswert ist die gotische Sakralarchitektur der Dominikanerkirche, die auch zeitgenössisch vom museumkrems und der Kunsthalle mit Installationen bespielt wird. Dorthin geht man entlang der gepflasterten Fußgängerzone – oder man nimmt die andere Richtung zur mittelalterlichen Gozzoburg. Eine Empfehlung: Eine Stadtführung mit Fremdenführer:innen, die Krems in- und auswendig kennen!
Eine Belohnung nach der Tour? Die Winzer Krems in der Sandgrube 13 bieten Verkostungen und einen Erlebnisrundgang. Wer auf der Suche nach einem modernen Kulturerlebnis ist, dem legen wir die Kunstmeile ans Herz: Nebeneinander warten die Landesgalerie, die Kunsthalle, die Artothek und das Karikaturmuseum mit aktueller Kunst. Auch hier sind Spezial- und Kurator:innenführungen sehr empfehlenswert. Eine kulinarische Pause von so viel Kultur verbringt man im Restaurant Poldi Fitzka in der Landesgalerie oder an der Donau sitzend im Wellenspiel. Apropos: Beim Bau der Landesgalerie wurden Reste eines mittelalterlichen Hafens entdeckt. Ein gutes Beispiel, wie sich hier Vergangenheit und Gegenwart treffen.
In Festivalstimmung
Der Wachauer Festivalkalender ist rund ums Jahr mit Events gut gefüllt. Etwa zu Pfingsten, wenn die Barocktage in Melk stattfinden. Das Stift, in dessen barocken Räumen dann international bekannte Barockinterpret:innen aufspielen, griff vor mittlerweile über 30 Jahren mit den Konzerten die Tradition der klösterlichen Musikpflege wieder auf. Am Programm stehen Auftritte der etabliertesten Barock-Orchester genauso wie von spannenden Nachwuchskünstler:innen. Sie treten dabei in einem besonderen Ambiente auf, denn auch das Stift Melk gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit lädt „Wachau in Echtzeit“ in die Gegend. Die Schauspielerin und gebürtige Pöchlarnerin Ursula Strauss rief das Festival ins Leben und zeigt bei den Events ihre Heimat zu einer ganz anderen Jahreszeit, als man sie eigentlich als Urlaubsgast kennt. Nämlich im Spätherbst, wenn die Wachau sich ungeschminkt und echt von einer herberen, aber nicht minder schönen Seite zeigt.
Authentizität bestimmt auch das Programm: Es treten Künstler:innen auf, mit denen Strauss selbst gearbeitet hat und die ihr lieb und wichtig sind. Das außergewöhnliche Herbstfestival setzt auch bei der Wahl der Veranstaltungsorte auf einen intimeren Rahmen und bespielt etwa die Kartause Aggsbach, die Ruine Aggstein oder den Naturpark Jauerling.