Kleine Fläche, große Vielfalt
Merkliste aufrufen merken120 verschiedene Kulturen und Sorten werden im Marktgarten von "Grünzeug vom Feld" übers Jahr angebaut.
Am Stadtrand von St. Pölten, im Stadtteil Pottenbrunn, haben sich Michael und Verena Kietreiber bereits 2018 dem Prinzip des „Market Gardenings“ verschrieben – einem Konzept, das auf kleinstmöglicher Fläche eine beeindruckende Vielfalt an Gemüse kultiviert. Tatsächlich gedeihen auf einem einzigen Gemüsefeld mit Dauerbeeten und unbeheizten Folientunneln übers Jahr verteilt rund 120 Kulturen und Sorten. Als Quereinsteiger:innen in die Landwirtschaft hatten sie damals ein klares Ziel: „Wir wollten etwas mit Sinn machen“, sagt Michael, der ursprünglich in der Event-Branche tätig war.
Für Michael und Verena ist das Market Gardening mehr als nur eine Anbaumethode; es ist eine Philosophie. Sie setzen auf große Sortenvielfalt, fördern die Bodengesundheit und verwenden ausschließlich ökologische Methoden auf ihren Gemüsefeldern in Pottenbrunn. „Es ist der Boden, der die Pflanzen wachsen lässt“, sagt Michael und unterstreicht damit die zentrale Rolle eines gesunden Bodens. Diese fördert er durch den Einsatz von Pferdemist von einem befreundeten Bio-Bauern, Kompost, sachte Bodenbearbeitung und eine durchdachte Fruchtfolge. Dieser Ansatz ist zwar arbeitsaufwendig, da beinahe alle Arbeitsschritte von Hand erfolgen, doch die Pflanzengesundheit und die Geschmacksergebnisse sprechen für sich.
Die Arbeit der beiden beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Feld. Mehrmals wöchentlich wird geerntet: „Wir ernten, was gerade reif ist, und fahren damit auf den Markt“, erklärt Verena. „Unser Gemüse wird geerntet, gewaschen, und schon ist es bei den Kund:innen.“ Von Anfang Mai bis November bieten sie ihr Gemüse neben dem Ab-Hof-Gemüsekisterl auch am Wochenmarkt am St. Pöltner Domplatz an, wo sie nicht nur verkaufen, sondern auch Bildungsarbeit leisten. „Oft rede ich fünf Stunden lang durch“, erzählt Verena. Während des Verkaufs informiert sie über Anbaumethoden, die Besonderheiten der einzelnen Gemüsesorten und deren vielfältige Verwendungsmöglichkeiten. „Uns ist es wichtig, dass wir eine Beziehung zu unseren Kund:innen aufbauen und zeigen, dass mehr dahintersteckt“, sagt sie. Nicht selten erstaunt es die Einkäufer:innen am Markt: „Was, das wächst auch bei uns?“, wenn etwa Melothria-Gurken, Kurkuma, Ingwer oder Zitronengras wie selbstverständlich neben Paradeisern und Zucchini am Marktstand liegen.
Der besondere Geschmack und die regionale und saisonale Vielfalt haben von Beginn an auch die regionale Gastronomie begeistert: das Wirtshaus „Vinzenz Pauli“ in St. Pölten, das Gasthaus Nährer in Rassing, der Gasthof Pils in Rotheau und die Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn sind nur einige der begeisterten Niederösterreichischen Wirtshauskultur-Betriebe, in denen das „Grünzeug vom Feld“ kreativ verkocht wird. Gemüse für zu Hause gibt es von April bis November auch jeden Samstag von 7:00 bis 12:30 Uhr am Wochenmarkt am Domplatz in St. Pölten. Ende April gibt es jährlich beim „Jungpflanzenfest“ auch Bio-Jungpflanzen für den eigenen Garten.