6 Kraftplätze im Südlichen Waldviertel

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Ein Herz, ein Totenkopf: Im Südlichen Waldviertel tragen die Steine Namen, die ihren Formen entsprechen – und die genauso rätselhaft sind wie ihre Bedeutung.

Rund um das Yspertal ist es steinreich und die Steine reich an mystischen Geschichten, die sich um sie ranken. Entlang des Druidenweges und des Herzsteinweges, am Panoramaweg Yspertal oder dem Waldlehrpfad kommen Wandernde zu Steinformationen, denen besondere Kräfte zugesprochen werden.

Hinter jeder Weggabelung und zwischen all den Bäumen des Südlichen Waldviertels liegen Steinriesen am Boden: Eigenwillig von der Natur geformte Blöcke aus Granit, die als "Restlinge" von lang vergangenen Zeiten zeugen. Sie haben Schalensteinforscher wie den vor Ort berühmten Pfarrer Hans Wick auf den Plan gerufen, die Ursachen und Sagen hinter ihnen zu untersuchen. Das von Pfarrer Wick gegründete Heimatmuseum in Yspertal dokumentiert seine Erkenntnisse über die Schalensteine, jene Granitsteine mit Vertiefungen: vom Nutzen als Kultstätte bis zu geomagnetischen Anomalien. Wer bereit ist für eigene Steinforschung im Wald: Wir verraten mit Tipps von Naturvermittler Johann Pichler sechs Kraftplätze mit Steinformationen.

#1 Druidentreffpunkt

Am Druidenweg auf dem Kaltenberg liegen Granitblöcke mitten im Wald: Gemeinsam ergeben sie einen äußeren und inneren Steinkreis, mit einem Zentrumsstein, bei dem angeblich starke Energieschwingungen spürbar sind. Ihre Anordnung ist ebenso wie die steinernen „Opferschalen“ daneben wohl natürlich entstanden. Genutzt wurden sie sehr wohl von Menschen: Hier soll ein Druidentreffpunkt mit keltischen Priesterversammlungen gewesen sein. Bleibt man am Druidenweg und folgt den Markierungen, so kann man auch weitere Formationen wie „Phallus mit Vulva“ oder „Sitzender Hund“ entdecken.

#2 Waldkapelle am Waldlehrpfad

Am Yspertaler Waldlehrpfad taucht zwischen zwei Granitblöcken die Waldkapelle auf. Auch wenn ihr Ursprung unklar ist, eine Sage gibt es gewiss: „Als sich ein Ritter auf der Flucht verstecken wollte, teilte sich ein Stein und er konnte hindurchreiten. Die Verfolger fanden ihn nicht mehr, vor ihnen war der Stein wieder verschlossen“, teilt Johann Pichler sein Wissen darüber. Der Stein wurde zum Heiligtum und eine Kapelle bei ihm errichtet, die Maria gewidmet war. Einst aus Holz findet man heute einen steinernen Neubau vor.

#3 Herzstein

Ein auf den Kopf gestelltes Herz aus Stein: Um die Form zu erkennen, braucht man kaum Fantasie. Es ist eindeutig. Der fünf Meter hohe Grantiblock ist ein Durchschlüpfstein: „Bei Tagundnachtgleiche scheint die Sonne beim Auf- und Untergehen durch den Spalt im Herz“, weiß der Naturvermittler Johann Pichler – und ja, auch durchkriechen geht. Das soll der Fruchtbarkeit ebenso dienen wie dem Abstreifen von Leid: Laut Mythos ist es eine weibliche Doppelkultstätte. Man erreicht ihn am Herzsteinweg, einer dreistündigen Rundtour.

#4 Das Steinerne Kornmandl

Wie bei vielen der besonderen Steinformationen im Waldviertel steckt hinter dem Steinernen Kornmandl eine Sage: Das Korn eines Bauers sei aus Strafe einst zu Stein geworden, weil dieser auf den mageren Ernteertrag jähzornig und gottlos reagierte. In der Form einer bizarren Pyramide ragt der Granitfels aus einem Acker heraus, östlich vom Gehöft Piretsteiner. Die Kanten des Steins weisen in die vier Himmelsrichtungen. Das sagenumwobene Kornmandl erreicht man ebenso am Herzsteinweg.

#5 Felsenburg „Leben und Tod“

Ein steinerner Höhepunkt am Herzsteinweg: Am 782 Meter hohen Weißenberg erklimmt man über eine Holzstiege eine Felsenburg. „Wenn man auf den einen Stein zugeht, sieht man einen Totenkopf mit leeren Augenhöhlen, auf der anderen Seite erkennt man dann einen Drachen“, beschreibt Johann Pichler die unterschiedlichen Steine der Burg. An ihnen sind Einschnitte erkennbar: ein Sitz, eine Schale, ein V-Winkel. In Letzterem sah Schalenforscher Hans Wick ein Frauensymbol und nannte die Formation „Leben und Tod“.

#6 Ruine Wimburg

Vor dem Eingang in die Ysperklamm versteckt sich im Wald die Ruine Wimburg. Der kurze Weg hoch zum verwachsenen Bau zwischen den Bäumen lohnt sich. Einst war sie eine Kirchenburg, von dem Mauerwerk der damaligen Peterskirche stehen noch wenige Überreste vor Ort. Königin Agnes von Ungarn soll hier um 1300 ihren Witwensitz gehabt haben. Die Ruine ist auch ein Etappenziel am Panoramaweg Yspertal, der vom Ort Yspertal an historischen Plätzen wie diesem vorbei und durch die herrliche Natur zur Klamm führt.