Rund um Klosterneuburg

Wo Wein und schwarzes Gold fließen und nicht nur die Bienen ins Schwärmen geraten.

Eindrucksvoll liegt Klosterneuburg am Ufer der mächtigen Donau, charmant eingebettet zwischen Wasser, Weinbergen und Wäldern. Die Türme des 900 Jahre alten Stiftes ragen beeindruckend hoch über dem historischen Stadtkern empor. Sie verleihen den kopfsteingepflasterten Gassen und den malerischen Altbauten eine besondere Atmosphäre. Hier nimmt unsere Kulinarik-Reise durch den Wienerwald ihren Anfang. Als Österreichs ältestes Obst- und Weingut ist das historische Stift Klosterneuburg auch für Genießer:innen eine wahrlich spannende Destination. Bei einer Führung durch die ehrwürdigen Mauern tauchen wir ein in die jahrhundertealte Tradition des Wein- und Obstbaus und erfahren, wie der Wienerwald den Geschmack der Weine und Obstsäfte prägt. Unser Tipp: Unbedingt noch den einmaligen Ausblick von der Terrasse genießen – die Donau und Wien liegen einem hier zu Füßen.

Ins Schwärmen geraten in Klosterneuburg nicht nur Genießer:innen wie wir, sondern auch die emsigen Bienen der Bio-Imkerei Apis-Z. Ab den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling fliegen sie zwischen den Wiesen und Wäldern des Wienerwalds umher und produzieren köstliche Landschaftshonige, die das unverfälschte Aroma dieser Region einfangen. Im „Melarium“, dem Bienenzentrum von Apis-Z, haben wir die Gelegenheit, Honig zu verkosten. Imkermeister Roland Berger, der die Demeter-zertifizierte Imkerei zusammen mit Wolfgang Schmidt und ihren 8 Millionen Mitarbeiterinnen leitet, erklärt: „Unser Frühlingshonig schmeckt nach dem Frühling in Klosterneuburg – nach Obstbäumen, Löwenzahn und Raps. Aber er schmeckt jedes Jahr ein bisschen anders – so wie jedes Jahr seine eigenen Besonderheiten hat.“ Der Frühlingshonig beeindruckt mit seiner hellen Farbe, cremigen Konsistenz und milden Geschmacksnote. Der Sommerblütenhonig „Summertime“ hingegen verkörpert den unverwechselbaren Geschmack des Sommers in Klosterneuburg. Er wird aus dem Nektar von Linden, Klee, Sonnenblumen und vielen anderen Blumen gewonnen. Der Honig hat eine goldgelbe Farbe, flüssige Konsistenz und aromatischen Geschmack.

„Der Wienerwald blüht unglaublich vielfältig und reichhaltig, was unseren Bienen und Honigen sehr zugutekommt“, sagt Roland. Für diejenigen, die den Wald noch intensiver schmecken möchten, empfiehlt sich der Waldhonig, der aus dem Honigtau von Fichten und Tannen gewonnen wird. Er besticht durch seine dunkle Farbe, zähflüssige Konsistenz und kräftigen Geschmack. Eine weitere Geschmacksnote des Wienerwaldes findet man im Oxymel „Bis Tann“, einer alten Rezeptur aus Honig, Essig und wild gesammelten Tannennadeln. Übrigens: Das Melarium bietet das ganze Jahr über Workshops, Kurse und die beliebten Apitherapietage, um mehr über die faszinierende Welt der Bienen, den Honig und wesensgemäße Bienenhaltung zu erfahren.

Vom „flüssigen Gold“ führt unser Weg weiter zum „schwarzen Gold“ des Wienerwaldes – dem Aceto Balsamico der Familie Pecoraro. Zwar bedeutet „Aceto“ auf Italienisch Essig, aber Besitzer Mario Pecoraro klärt uns noch vor dem Betreten seiner Acetaia auf: „Nein, nein, das ist kein gewöhnlicher Essig. Das ist Balsamico!“ Vor einigen Jahren übernahm er die kleine handwerkliche Balsamico-Produktion von seinem Vater Herwig Pecoraro, der einst in Modena, der Heimat des Aceto Balsamico, auf den Geschmack dieser edlen Essenz kam. Er erlernte das Handwerk und schuf schließlich in seiner Acetaia am Ölberg in Klosterneuburg ein Dachbodenklima, das dem modenesischen Vorbild möglichst genau entspricht. Allerdings: Für den Balsamico Pecoraro wird ausschließlich Traubenmost aus dem Wienerwald verwendet.

Mario erzählt: „Wir haben gemeinsam mit der Weinbauschule Klosterneuburg eine Studie durchgeführt und haben festgestellt, dass die Grünen Veltliner Trauben der Trebbiano Traube, die hauptsächlich für Aceto Balsamico di Modena verwendet wird, am ähnlichsten sind.“ Der frisch gepresste Traubensaft wird über einen Zeitraum von 36 Stunden eingekocht, bevor er in einer Fass-Batterie aus fünf Fässern aus unterschiedlichen Hölzern für mindestens 9 Jahre reift und dabei immer wieder mit frischem Traubensaft, dem „Mosto Cotto“ geimpft wird. Inmitten der meterhohen Fassregale dürfen wir nicht nur den 9 Jahre gereiften Balsamico probieren, sondern auch den 15 Jahre gereiften Balsamico. Für einen Liter dieses Balsamicos werden 100 Liter Traubensaft benötigt – und 15 Jahre Zeit. Während sich am Gaumen Aromen von Espresso, Pflaumen und dunkler Schokolade entfalten, scheint der Begriff „Essig“ tatsächlich weit entfernt zu sein. Kein Wunder, dass die Modeneser dieses Elixier „l'oro nero“, also „schwarzes Gold“, nennen. Und hier, in der Acetaia Pecoraro, entsteht wahrlich das „Schwarze Gold des Wienerwaldes“.

Ausklingen lassen wir den Tag freilich beim Heurigen – wie die Klosterneuburgerinnen und Klosterneuburger. Einer mit Blick sowohl auf die Stadt, als auch auf das Stift ist der „Kerbl am Weinberg“ am Hang des Buchbergs. Zu den Weinen aus eigenem Anbau wird in der Buschenschank regionale Feinkost serviert, etwa Bio-Beinschinken, Pastrami, Mangalitza-Salami und Lardo von Fleischermeister Roman Thum, oder hausgemachte Heurigenklassiker wie die Weinbergjause oder den Wurstsalat.

Kulinarischer Ausflug über den Tellerrand:

Wer noch den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand wagen möchte, schaut im Karma Food Kitchen Collective in Klosterneuburg vorbei. Simone und Adi Raihmann laden in ihrer voll ausgestatteten Studio-Küche regelmäßig zu kulinarischen Rundreisen durch Indien in Form von Koch-Workshops ein. Von Masterclasses zu unterschiedlichen indischen Regionen bis hin zu köstlichem Streetfood gibt es für jeden Geschmack etwas zu lernen. Wer das Kochen lieber anderen überlässt, kann sich im Karma Food Deli am Klosterneuburger Stadtplatz frisch zubereitete Currys, bunte Bowls, Kuchen und den hausgemachten Chai Latte gönnen (und am besten auch den Chai Sirup gleich für zuhause mitnehmen!).