Winzerinnen in Niederösterreich: Wein wird weiblich
Merkliste aufrufen merkenImmer mehr Winzerinnen machen sich mit herausragenden Weinen einen Namen – auch und vor allem in Niederösterreichs acht Weinbauregionen.
Einst eine Männerdomäne, gibt es zunehmend mehr Frauen, die erfolgreich im Weinbau tätig sind. Wer außergewöhnlich gute Weinmacherinnen sucht, wird besonders oft in Niederösterreich fündig.
Lange Zeit waren Winzerinnen in der Weinwirtschaft die Ausnahme. Noch in den 1980er-Jahren gab es nur eine Handvoll Frauen, die an der Spitze eines Weinguts standen, obwohl natürlich die Arbeit der Töchter, Gattinnen, Mütter oder Großmütter in eigentlich allen Weinbaubetrieben unentbehrlich war.
Doch die Männerdomäne bröckelt. Es gibt zunehmend mehr Frauen, deren Namen für ausgezeichnete Weine stehen. Eine neue Generation an gut ausgebildeten Winzerinnen beweist mit einem feinen Sensorium im Weingarten und viel Gespür im Keller, dass guter Wein auch weiblich sein kann. Wir stellen acht Beispiele aus den acht niederösterreichischen Weinbaugebieten vor.
Viktoria Preiß, Weinkultur Preiß, Theyern
Schon früh half Viktoria Preiß in der elterlichen Weinkultur Preiß in Theyern im Traisental mit, mittlerweile ist die Jungwinzerin für die Vinifizierung der Weine verantwortlich. Grüner Veltliner ist die Hauptrebsorte des Betriebes, dazu gesellen sich noch Riesling, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Zweigelt. Gemeinsam mit drei weiteren Winzerinnen aus anderen österreichischen Weinbaugebieten hat Viktoria Preiß die Marke „Frauenzimmer“ kreiert, die zwei Cuvées anbietet.
Silke Mayr, Vorspannhof Dross, Dross
Silke Mayr führt nicht nur ein, sondern gleich zwei Weingüter: Mit dem Vorspannhof Mayr und dem Weingut Buchegger kann die Winzerin die enorme Vielfalt des Weinbaugebiets Kremstal abdecken. Beide Weingüter gehören zu den heimischen Paradebetrieben und sind Mitglieder der Österreichischen Traditionsweingüter. Mit viel Gespür und Handarbeit werden sorten- und lagentypische Weine gekeltert, die durch Eleganz und Trinkfreude bestechen.
Weingut Barbara Öhlzelt, Zöbing
Die Weinberggeiss – ein traditionelles Symbol für Erntedank und Fruchtbarkeit – hat sich die Kamptaler Winzerin als Wappentier für ihr Weingut Barbara Öhlzelt gewählt. In ihrem Weinkeller in Zöbing werden ausschließlich Weißweine gekeltert, hauptsächlich Grüner Veltliner und Riesling, aber auch Komplementärsorten wie Weißer Burgunder. Einen Namen hat sich die Winzerin auch mit ihrem Verjus gemacht, einem Saft aus unreif geernteter Trauben, der als köstliche Alternative für Essig und Zitronensaft verwendet wird.
Gudrun Grill-Gnauer, Weinhof Grill, Fels am Wagram
Gudrun Grill-Gnauer übernahm 2009 den Weinhof Grill von ihren Eltern und wird noch heute von beiden tatkräftig im Weingarten und Keller unterstützt. Spezialisiert hat sich der Betrieb auf die beiden Wagramer Paradesorten Grüner und Roter Veltliner, dazu vervollständigen Riesling und Zweigelt die Palette. Ob die nächste Generation wieder eine Winzerin hervorbringt? Gudruns Tochter Emilia hat zumindest schon einmal einer Weißwein-Cuvée den Namen verliehen.
Christina Artner-Netzl, Weingut Franz und Christine Netzl, Göttlesbrunn
Gemeinsam mit ihrem Vater Franz führt Christina Netzl das Carnuntiner Weingut Franz und Christine Netzl, das für viele Weinliebhaber zu den besten Rotwein-Produzenten des Landes zählt. Während Franz seine Erfahrung, sein Wissen und die Tradition einbringt, sorgt Christina für frischen Wind und Innovationen – eine perfekte Zusammenarbeit der beiden Generationen. Unterstützt werden die beiden dabei von Christinas Mann Peter, der für die maschinelle Bewirtschaftung der organisch-biologisch geführten Weingärten verantwortlich ist.
Anna und Maria Faber-Köchl, Weingut Faber-Köchl, Eibesthal
Als Quereinsteigerin und mit einem Hektar Rebfläche ausgestattet begann Maria Faber-Köchl – damals schon dreifache Mutter – 1998 mit dem Weinbau des Weingut Faber-Köchl. In der Zwischenzeit bewirtschaftet Tochter Anna eine mehr als zehn Mal so große Anbaufläche und wurde 2019 mit dem VINEUS Wine Award als Österreichs „Newcomer-Winzerin des Jahres“ ausgezeichnet. Starke Frauen, starke Weine – dieses Motto leben Mutter und Tochter am Weingut, den sie als Bio-Betrieb führen.
Julia Herzog, Weingut Herzog, Bad Vöslau
Eine Herzogin, die als Königin diente: Von Juni 2018 bis August 2019 war Julia Herzog österreichische Bundesweinkönigin und vertrat als Botschafterin den Österreichischen Wein. Heute vertritt sie als Winzerin ihr Familienweingut, das Weingut Herzog, in Bad Vöslau. Als traditioneller Betrieb der Thermenregion pflegt das Weingut eine Vielfalt von Rebsorten, die vier Mal im Jahr auch im hauseigenen Top-Heurigen kredenzt wird.
Ilse und Christine Mazza, Weingut Christine Mazza, Weißenkirchen
Ilse Mazza zählt zu den Pionierinnen des weiblichen Weinbaus: Bereits 1982 übernahm sie als 22-jährige den elterlichen Betrieb in Weißenkirchen. Tochter Christine trat 2016 in ihre Fußstapfen und führt das Wachauer Weingut Christine Mazza jetzt mit großer Begeisterung weiter. In den rund 3 ha umfassenden Weingärten werden hauptsächlich Grüner Veltliner und Riesling kultiviert, und dreimal im Jahr öffnen die beiden Winzerinnen ihren Heurigen.